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Marcelo Emmerich

Der Versuch einer Definition von "Web3"

Web3 ist in aller Munde und, wie das bei neuen Technologien bzw. Trends meistens so ist, kursieren diverse Definitionen. Je nachdem wen man fragt, erhält man teilweise recht unterschiedliche Antworten. Wir haben bereits 2021 Web3 als ein strategisches Thema identifiziert und lange davor, als es den Begriff so noch gar nicht gab, bereits erste Projekte im Bereichen umgesetzt, die man heute eindeutig dazu zählen würde, nämlich Blockchain, Dezentralisierung usw.

Abgrenzung

Wir nähern uns unserer Definition von Web3 über einer Abgrenzung zu dem, was gerade aktuell ist, also Web 2.0 und die Cloud, und zwar in Form einiger Fragen, die meiner Meinung nach die Unterschiede am besten herausstellen.

Wem gehören die Daten?

Im Web 2.0 gehören die Daten den Konzernen. Das ist für Facebook, Google und Co. ein integraler Bestandteil des Geschäftsmodells. Die meisten Dienste der großen Web 2.0 Konzerne sind zwar kostenlos nutzbar, aber nicht umsonst. Bezahlt wird mit den Daten, die man preisgibt und die von den Konzernen vermarktet werden.

Die Geschäftsmodelle im Web3 dagegen sind komplett unterschiedlich. Dazu später mehr, wichtig ist an dieser Stelle herauszuheben, dass die eigenen Daten im Web3 immer beim Teilnehmer selbst bleiben und dieser jederzeit den Zugriff gewähren und verwehren kann.

Wer sorgt für die Verfügbarkeit von Diensten?

Im Web 2.0 sorgen die Anbieter selbst für die Verfügbarkeit der Dienste. Dazu werden, meistens in der Cloud aber auch in eigenen Rechenzentren, die entsprechenden Ressourcen verwaltet.

Im Web3 sorgt das Netzwerk selbst für die Verfügbarkeit von Diensten. Meistens liegen den Diensten eine oder mehrere Blockchains zugrunde, die ohnehin schon die Verfügbarkeit durch die für die Blockchain notwendige Replikation aller Knoten weltweit sorgt.

Wer darf Dienste vom Netz nehmen/verbieten/zensieren?

Im Web 2.0 dürfen viele Akteure Dienste bzw. Inhalte ausschließen: die Konzerne selbst können das, aber auch Regierungen und andere Infrastrukturbetreiber (in Deutschland z.B. alle DSL-Anbieter).

Im Web3 kann niemand gezielt bestimmte Inhalte ausschließen oder zensieren, da die Dienste und Inhalte wegen der P2P Natur der zugrunde liegende Blockchain-Technologie redundant überall auf der Welt vorgehalten werden. Daher werden Web3 Netze auch als "censorship-resistant" bezeichnet.

Wer darf neue Daten erzeugen?

Im Web 2.0 kann man oft lesend auf viele Inhalte/Dienste zugreifen, beim schreibenden Zugriff, also immer dann, wenn Daten erzeugt oder hochgeladen werden sollen, wird ein Account bei dem jeweiligen Anbieter notwendig. Hintergrund ist, dass das Schreiben von Daten, z. B. das Hochladen von Fotos auf Facebook, kosten generiert. Facebook muss in letzter Instanz Speicherkapazitäten für diese Fotos bereitstellen. Und erst wenn man einen Account hat, kann man die Daten des Users tracken und damit Geld verdienen.

Im Web3 dagegen darf jeder ohne Erlaubnis (also "permissionless") Daten schreiben, meistens in die zugrunde liegende Blockchain. Je nach Art der Daten gibt es hier sehr unterschiedliche Blockchains, die verwendet werden. Manche sind auf die Speicherung von großen Dateien spezialisiert, andere wiederum eher auf Finanztransaktionen.

Wem muss ein User vertrauen?

(Erklärt am Beispiel Online-Shopping trifft aber genauso für alle anderen Use-Cases) Im Web 2.0 muss der User mindestens dem Online-Shop und dem Payment-Anbieter vertrauen, da diese mit den Kundendaten finanzielle Transaktionen durchführen. Indirekt sind es aber deutlich mehr Organisationen, denen vertraut werden muss: Banken, Kreditkarten-Unternehmen, Hoster usw.

Das Web3 dagegen ist "trustless", d. h. ein User muss niemandem vertrauen. Zahlungen werden direkt auf der Blockchain zwischen zwei Parteien getätigt und fälschungs- und revisionssicher digital gespeichert.

Wie wird das Geld verdient?

Im Web 2.0 wird, wie oben schon angedeutet, mit den Daten der User Geld verdient. Dienste werden kostenlos angeboten, dafür speichern die Konzerne so viele User-Daten wie möglich, um diese gewinnbringend vermarkten zu können. Der einzelne User hat keine Übersicht darüber, welche Daten genau gesammelt werden und wie diese vermarktet werden.

Im Web3 hat der User die Hoheit über die eigenen Daten. Das Geschäftsmodell ist daher sehr unterschiedlich und ist in den meisten Fällen stark an die zugrunde liegende Basis-Technologie Blockchain gebunden. Es gibt im wesentlichen zwei Modelle, die sich durchgesetzt haben:

  1. Für die Nutzung der meisten Dienste im Web3 wird eine kleine Gebühr (Fee) verlangt. Da man in der Blockchain-Welt ohnehin gewohnt ist, für eine Transaktion eine Gebühr an das Netzwerk zu entrichten, ist das ein recht natürlicher Vorgang. Bestes Beispiel hierfür ist die verbreitetste Krypto-Wallet Metamask. Diese finanziert sich über minimale Gebühren, die bei jeder Transaktion automatisch berechnet werden.
  2. Andere Dienste verlangen keine eigenen Transaktionsgebühren, man kann diese aber nur nutzen, wenn man den eigenen Token des Dienstes nutzt. Diesen muss man kaufen, und jeder Kauf lässt den Kurs steigen, so dass hier das Geschäftsmodell über den Wert des eigenen Tokens entsteht.

Zurück zur Definition

So, nun haben wir einen besseren Überblick über die Unterschiede zwischen Web 2.0 und Web3. Somit lautet unsere Definition:

Web3 bezeichnet einen Teil des Internets, der dezentral, censorship-resistant, trustless und permissionless ist, und in dem die Daten und die Datenhoheit bei den einzelnen Teilnehmern bleibt und der Austausch von Informationen und Zahlungen ohne Dritte statt findet.

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